Bürgermeister Alexander Simon ging auch dieses Jahr zum Vorlesen in seinen eigenen ehemaligen Kindergarten St. Margareta am Taunusblick in Bremthal und las dort wie etliche Mütter spannende Geschichten vor. Seine Mutter, Anita Simon, las dafür in der Burg-Schule. Dort drapierten am Freitagmorgen auch Eppsteins Burgfräulein Luise I. und Hofdame Maribel ihre prächtigen Roben beim Vorlesen um sich. An diesem Morgen wechselten sie jedoch vom Mittelalter in Fantasywelten: Luise Genseke nahm die Kinder mit auf Andreas Suchaneks Abenteuer im „Flüsterwald“ und Maribel Bosmann machte ihr Publikum aufs „Hotel der Magier“ von Nicki Thornten neugierig.
Konzentriert hörten die Dritt- und Viertklässler zu und stellten anschließend viele Fragen. Während die Jungen und Mädchen Maribel nach ihren Vorlieben, ihrem Geburtstag und nach Familie oder Haustieren fragten und, ob sie von ihr ein Autogramm bekommen könnten, waren Luises Zuhörer so gebannt von der Geschichte, dass ihre Ideen, was es mit dem Flüsterwald, einem Schutzstein und einem verschwundenen Professor auf sich haben könnte, nur so sprudelten und Luise anerkennend sagte: „Ihr seid echt kreativ, daraus könntet ihr ja eine eigene Geschichte schreiben.“
Auch die Eppsteiner Romanautorin Karin Seemayer folgte der Vorlese-Einladung. Sie hatte ein Buch der Reihe „Das magische Baumhaus“ ausgewählt und Unterhalterin Nicole Decher, vielen Kindern besser als „Quatschtante“ bekannt, las den Erst- und Zweitklässlern die Geschichte „Kleine Rakete sucht Funkelstern“ vor und bastelte anschließend mit den Kindern Raketen aus Buntpapier und Klopapierrollen.
In der Freiherr-vom-Stein-Schule stellte Deutsch-Lehrerin Anja Hoppe dieses Jahr ein neues Konzept auf. Wie berichtet verabschiedete sich voriges Jahr das Vorleseteam des Kulturkreises für den Vorlesetag aus Altersgründen in den Ruhestand: Stattdessen lasen diesmal Lehrerinnen und Lehrer nicht nur in den fünften Klassen, sondern allen Schülerinnen und Schülern bis zum 10. Jahrgang vor: In jedem Unterricht, auch in der Sporthalle oder dem Physikfachraum und in den Wahlpflichtfächern, lasen sie zehn Minuten lang zu Beginn des Unterrichts aus einem Buch vor, das zuvor von den Deutschlehrerinnen und Lehrern ausgewählt worden war.
Das Buch wurde von den Klassensprechern von Stunde zu Stunde an den nächsten Lehrer weitergegeben. Das allgemeine Fazit, so Hoppe: „Das machen wir im nächsten Jahr wieder so.“ Sie selbst griff zu einem Kinderbuchklassiker und las in ihrer fünften Klasse aus einem der „Drei Fragezeichen“-Bücher vor.
In der Burg-Schule bereiteten die Lehrerinnen Nicole Mackovic und Esther Seck den Vorlesetag schon Wochen vorher vor und hatten zum Schluss 16 Vorleserinnen und Vorleser gefunden, die am Freitag zwischen 8 und 10 Uhr den Grundschülern vorlasen. Darunter waren neben einigen prominenteren Gästen auch Eltern, Großeltern und etliche ehrenamtliche Helfer. Die Titel, aus denen sie vorlasen, wählten die Gäste zum großen Teil selbst aus. Darunter waren bekannte Kinderbuchklassiker wie „Das Sams“, „Der Räuber Hotzenplotz“ oder über Michel aus Lönneberga. Für „Harry Potter“ wurden gleich zwei Lesungen anberaumt, weil sich dafür so viele Kinder angemeldet hatten.
Sämtliche Bücher, so Seck, wurden auch für die Schulbücherei angeschafft, damit die Kinder, die neugierig sind, wie die Geschichten weitergehen, sie dort ausleihen können. „Erfahrungsgemäß ist der Andrang in der Schulbücherei nach Lesungen besonders groß“, sagte Mackovic: „Genau das wollen wir: Die Kinder zum Lesen anregen, damit sie, anders als mit digitalen Medien, eigene Bilder im Kopf entwickeln.“
Schulleiter Clemens Remsperger freute sich, dass mit der Initiative seiner beiden Kolleginnen der Vorlesetag wieder etabliert werden soll. „Sie haben das hervorragend vorbereitet“, lobte er. Die Buchtitel wurden vorher kopiert und zusammen mit Titel und Autor auf DIN A4 Blättern im Foyer ausgehängt. So hatten die Kinder einen guten Überblick und durften sich bis zu drei Wunschbücher als Alternativen auswählen, damit die Gruppen nicht zu groß wurden.bpa
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