Musikschule: Rhythmus, bei dem jeder mitmachen muss

Teacher-Jam zum Abschied und Willkommen: Claus Mager, Toni Friedrich, David Tröscher und René Christmann (v.l.). Fotos: Ulrich Häfner

Der Eppsteiner Trommeltag am vergangenen Sonntag stand ganz im Zeichen von „Beats, Sound & Groove“. Wer nicht bei der Fußballeuropameisterschaft auf die Pauke hauen wollte, der fand sich in der Musikschule Am Herrngarten ein.

Auf dem Programm standen Beiträge von Schülerinnen und Schülern sowie die Verabschiedung von David Tröscher, der 27 Jahre lang als Lehrer und Fachbereichsleiter für die Abteilung Schlagzeug zuständig war. Er gründete zudem die musikschuleigene Afrikanische Trommel- und die Sambagruppe. David Tröscher verlässt die Musikschule aus persönlichen Gründen. „Ich habe das Privileg genossen, Kinder bis ins Erwachsenenalter begleiten zu können. Man lernt viel über das Leben und die kommende Generation“, blickte der Pädagoge in seiner Ansprache zurück.

Thomas Elsner beendete seine dreißigjährige Lehrtätigkeit an der Musikschule bereits im Januar. „Viele erfolgreiche, abwechslungsreiche, bewegte und prägende Jahre liegen hinter uns. Wir durften viele Schüler in ihrer Entwicklung begleiten und ihnen die Musik und den Groove mit auf den Weg geben“, schreibt er über seinen Abschied. Die Trommelschlägel übergeben die beiden Dozenten zwei erfahrenen Pädagogen und Schlagzeugern: an den band-erprobten René Christmann aus Wiesbaden und an Claus Mager, der seinem Publikum drei Jahrzehnte lang als Drummer im Tigerpalast Frankfurt akustisch einheizte.

Der erste Schüler, der sich nachmittags die Kopfhörer aufsetzte, hinter dem Schlagzeug Platz nahm und den Saal vibrieren ließ, war Liam Havasi. Mit der rhythmischen Begleitung von „Wake me up when september ends“ der US-amerikanischen Rockband Green Day bewies er kraftvollen Beat. Seine „Sticks“ wechselten temperamentvoll zwischen den Drums und den Hi-Hats, zwei an Ständern montierten Becken. Auch Kenan Ismajl am Schlagzeug kannte seine Einsätze souverän und gab dem Song „Stay with me“ des britischen Sängers Sam Smith viel „Background“. Chris Müller bot beim Titel „Californication“ der Red Hot Chili Peppers turbulente gepfefferte Dynamik sowie ein intensives Klangbild. Bei „Lonely Day“ der kalifornischen Metal-Band „System of a down“ ließ Amelie Beckel ihre Trommelstöcke nur so wirbeln. Sie schlug auf die Becken und arbeitete präzise mit dem Fußpedal. Den Ganzkörper-Groove brachte Florian Schütz für „Sixteenth Feel“ des amerikanischen Schlagzeugers Dave Weckl mit. Sein Vortrag zeigte sich als elegant akzentuiert. Der Schlagzeuger strahlte Souveränität, Authentizität und Lässigkeit aus.

Luiz Trenk begeisterte vom Auftakt an mit Energie und Selbstbewusstsein. Er gestaltete „Beggin“ der italienischen Band Måneskin voller Facetten. Sören Schlüter sorgte für Hochspannung an den Drums, steigerte sich im Titel „Sex on Fire“ der US-amerikanischen Band „Kings of Leon“ mit pulsierenden Variationen und katapultierte die Zuhörerschaft damit direkt in die Pause.

Während Schlagzeuglehrer Toni Friedrich einigen Interessierten die Fasstrommel Conga, die afrikanische Bechertrommel Bougarabou, die Basstrommeln und die Kistentrommel Cajón erklärte, plauderten andere Gäste bei Mineralwasser und Apfelsaftschorle.

Den zweiten Teil des Programms eröffnete das Drum-Duo mit Charlie Ruff und seinem Lehrer René Christmann am Schlagzeug. Die beiden Musiker interagierten spielerisch miteinander und wetteiferten förmlich mit raffiniert-improvisierten Einlagen. Till Steinmeier lieferte mit dem Titel „Feel the pain“ der US-amerikanischen Rockband Dinosaur Jr. schwingende Vibes, aufgeweckten Beat, viel Power und impulsive Feelings. Viel Applaus gab es für dieses Feuerwerk der Trommelkunst. Gerade zum richtigen Zeitpunkt kam Luke Ruhnau in den Saal. Zwischen zwei Musical-Aufführungen in Hofheim entlockte er der Kistentrommel Cajón im Duett mit seinem Lehrer David Tröscher flippige, federnde Töne. Obwohl er gefühlt nur zwei Minuten hatte, um zu verschnaufen, musizierte er mit bewundernswerter Stringenz und sehr fokussiert. Das intensive Zusammenspiel mit vier Händen machte Tröschers Komposition „Cajoxi“ zu etwas ganz Besonderem.

Der „Teacher-Jam“, dargeboten von den Schlagzeuglehrern René Christmann, Toni Friedrich, Claus Mager und David Tröscher, entpuppte sich als Drum-Percussion-Quartett der Extraklasse. Die vier Musiker bündelten ihre künstlerische Qualität mit kreativer Improvisation. Sie machten mit jedem Ton deutlich, dass es eigentlich wenig gibt, was cooler ist als Trommeln. Das Quartett verwandelte sich in einen Klangkörper mit acht Händen, wobei die tonalen Ideen wie Ping-Pong-Bälle durch den Raum flogen. Die Musiker wechselten sich zwischen Trommeln oder Percussion-Instrumenten ab. Jubel und stehende Ovationen waren der Lohn für diese „Drumphony de Luxe“.

Hatte sich das Publikum bisher darauf beschränkt, rhythmisch den Kopf zu bewegen oder in die Hände zu klatschen, wurde es nun aktiver Teil des Trommeltags. Ob groß oder klein, ob Zuschauender oder Lehrer, ob begleitende Oma oder musikinteressierter Onkel, für keinen gab es ein Halten, als zum gemeinsamen „Drum Circle“ aufgerufen wurde.

Ließ am Anfang noch ein willkürlicher Chor der Kakophonie von sich hören, pegelte sich der Grundklang schnell ein. Jeder achtete auf den anderen und der Lohn war ein doch recht harmonisches Orchester. David Tröscher dirigierte die Einsätze mittels Trillerpfeife. Es gab kaum jemanden, der nicht enthusiastisch trommelte oder leidenschaftlich mit den Füßen stampfte. Die Fenstervorhänge öffneten sich automatisch. Vielleicht sollte ganz Eppstein hören, was hier gemeinsam gefeiert wurde: So klingt der Abschied für Thomas Elsner und David Tröscher. So klingt das Willkommen für René Christmann und Claus Mager. Die Musikschule und deren Leiterin Gesche Wasserstraß freuen sich auf die Zusammenarbeit. uki

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