So lautet das Fazit von Forstminister Ingmar Jung bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2024 im Wiesbadener Forstamt Chausseehaus.
Das Vegetationsjahr 2023/2024 – von Oktober 2023 bis September 2024 – war mit einer Durchschnittstemperatur von 11 Grad Celsius das wärmste Jahr seit Beginn der Auswertungen 1961 – das Kalenderjahr 2023 war sogar das wärmste Jahr seit Beginn der regelmäßigen Messungen 1881. Mit einer durchschnittlichen Niederschlagssumme von 1008 Millimetern war das Vegetationsjahr 2023/24 auch das niederschlagsreichste Jahr seit 1962.
Immerhin war die Wasserversorgung während der Vegetationszeit gewährleistet. Die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten und aller Altersstufen ging dennoch nur geringfügig um einen Prozentpunkt auf 28 Prozent zurück und bleibt damit auf einem der höchsten Werte seit 1984. Die Verlichtung der Baumkrone ist ein wichtiger Indikator für den Zustand von Bäumen. Er sagt unter anderem etwas darüber aus, wie gut die Nährstoffe von den Bäumen umgesetzt werden.
Die Buche ist mit einem Anteil von 30 Prozent die dominierende Baumart Hessens. Aber auch sie schwächelt seit der Dürreperiode 2019 bis 2022. Die mittlere Kronenverlichtung beträgt bei den älteren Buchen immer noch 34 Prozent und ist damit deutlich höher als noch vor einigen Jahren. Die Schädigung der Fichte könne fast nicht mehr statistisch korrekt erfasst werden, heißt es im Waldzustandsbericht, da so viele Bäume abgestorben sind. Bei den älteren Eichen hat die mittlere Kronenverlichtung deutlich zugenommen: von 28 auf 31 Prozent. Bei den Kiefern liegt die mittlere Kronenverlichtung unverändert bei 26 Prozent. Die mittlere Kronenverlichtung bei den jüngeren Bäumen hat sich bei allen Baumarten leicht verbessert von 18 Prozent 2023 auf 16 Prozent 2024.
Unterm Strich schwächen und verändern die Wetterextreme der vergangenen Jahre und die rasante Klimaerwärmung den Wald in rasantem Tempo, hielt Jung fest. Mit der Wiederbewaldung der großen Schadflächen und dem Aufbau klimaresilienter Mischwälder will Hessen dagegenhalten. Der Forst setzt dabei auf Naturverjüngung auf den geschädigten Flächen und auf Umbau zu einem stabilen Mischwald durch gezielte Neupflanzungen und Saat.
So gibt es schon seit Jahren Forschungen zu alternativen Baumarten für Hessen, die das Spektrum der klimaresilienten Baumarten erweitern könnten. In den Fokus haben die Wissenschaftler aktuell verschiedene Wildobstarten genommen, wie Vogelkirsche, Wildapfel oder Elsbeere, die gut mit Trockenheit zurechtkommen und sich als Pionierbaumarten auf trockeneren Böden und lichten Flächen eignen. Das Land fördert Projekte zum Wasserrückhalt im Wald und zum Aufbau eines gesunden Mischwaldes mit 4,6 Millionen Euro im laufenden Jahr. Weitere 13 Millionen Euro stellt Hessen in den kommenden Jahren jährlich zur Verfügung, etwa 60 Prozent dieser Mittel kommen vom Bund.
Wie die Bundeswaldinventur im Sommer bereits feststellte, ist Hessen eines der waldreichsten Bundesländer und hat von allen Bundesländern den höchsten Anteil an Wäldern mit einer sehr naturnahen Baumartenzusammensetzung. Der Wald sei ein wertvoller Natur- und Erholungsraum und erfülle wichtige Funktionen für den Klimaschutz und die Biodiversität, betonte Jung, zugleich sei er als Wirtschaftsfaktor auch klimafreundlicher Rohstofflieferant.
Trotzdem ist auch in Hessen der Anteil stark geschädigter Bäume aktuell mit 9,4 Prozent rund zweieinhalb Mal so groß wie im Durchschnitt der Jahre 1984 bis 2023 mit 3,4 Prozent. Seit 2019 ist die Zahl der geschädigten Bäume stark gestiegen.bpa
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