Almut Karig: „Familienzentrum ist eine Art moderne Dorfmitte“

Almut Karig auf dem gemütlichen Sofa im Familienzentrum mit Kuscheltieren.Foto: bpa

Almut Karig auf dem gemütlichen Sofa im Familienzentrum mit Kuscheltieren.Foto: bpa

Familienzentrum – der Name ist für Leiterin Almut Karig Programm.

„Jeder Mensch ist Teil einer Familie, da setzen wir an –“, fasst sie den Kern ihrer Arbeit im Familienzentrum der Talkirchengemeinde mitten in der Eppsteiner Altstadt zusammen und ergänzt, „– auch wenn die Familie nicht da ist“.

Angelehnt an das bekannte afrikanische Sprichwort, „um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, versteht Almut Karig das Familienzentrum als eine Art moderne Dorfmitte, in der die Menschen zusammenkommen. „Die Gesellschaft verändert sich so schnell, dass für Familien nur wenig Raum bleibt“, hat sie beobachtet, „aber auch innerhalb einer Familie gibt es ständig Veränderungen, weil die Generationen in neue Rollen hineinwachsen.“ In einer Gesellschaft, in der die Familie eine ganz andere Rolle spiele als beispielsweise noch vor 100 Jahren biete das Familienzentrum unterschiedliche Treffs, Beratung und konkrete Hilfen, fasst Karig zusammen.

Vor allem aber möchte sie erreichen, „dass die Menschen mehr gemeinsame Zeit miteinander verbringen“, sagt sie, „wie in einem Dorf, in dem die Kinder groß werden, aber auch Eltern und Großeltern ihren Platz haben“. Das nächste Projekt „Generation Games“ am kommenden Sonntag, 9. März, liegt ihr deshalb besonders am Herzen. Denn dabei treten Teams aus mindestens zwei Generationen gegeneinander an – als Familie oder als Einzelspieler. Am Ende, so Karig, finde sich für jeden ein Team. Mit am Start sind Charly Braun vom Spiel-Punkt Kriftel, der wieder unterschiedlichste Spiele mitbringt, bei denen Fähigkeiten wie Geschicklichkeit, Logik oder taktisches Denken gefordert sind, „also jede Generation etwas zum Spielverlauf beitragen kann“, fasst Karig zusammen. Bei den Generation Games komme es auf Zusammenarbeit und generationsübergreifenden Teamgeist an, sagt Karig, „denn jeder kann etwas“. Die Spieler sollen sich ergänzen, Schwächen ausgleichen und gemeinsam die spielerischen Hindernisse überwinden.

Vor knapp einem Jahr hat die 49-Jährige das Familienzentrum übernommen. Wegen des übergangslosen Wechsels habe sie etliche Kontakte neu knüpfen müssen, konnte aber auch viele eingespielte Gruppen und Angebote von Vorgängerin Lisa Strahlendorf übernehmen. Sie sei froh über die vielen ehrenamtlichen Gruppenleiter und Helfer, die ihr bei dem vielfältigen Angebot helfen, da sie selbst mit einer halben Stelle nicht alles organisieren könne. Karig, die mit ihren beiden 16- und 18-jährigen Söhnen in Hofheim wohnt, stellte schnell fest: „Eppstein hat zwar kein Geld, aber viele niedrigschwellige Angebote.“ Der Neubürgertreff, bei dem sich auf dem Wochenmarkt die Eppsteiner Vereine und Institutionen vorstellen, gehört für sie dazu.

Eine hervorragende Gelegenheit für sie, sich in Eppstein vorzustellen, habe sich ihr mit dem ersten Vereinsfest auf der Burg voriges Jahr an Himmelfahrt geboten. Spontan übernahm sie nach ihrer ersten Woche im Familienzentrum die Schminkecke am Stand der Talkirchengemeinde. Sie verwandelte unzählige Kinder in Phantasie-Wesen, kam nebenbei mit vielen Eltern ins Gespräch und knüpfte Kontakte zu Vereinen und Institutionen.

Als Initialzündung bezeichnet sie jedoch die beiden Märchennachmittage im Familienzentrum während des Weihnachtsmarkts. Ihr Auftritt als „Sternensammlerin“ mit einer selbst geschriebenen Geschichte und den selbst komponierten Liedern und ihrer Gitarre sei ihr Durchbruch in Eppstein gewesen. Den beliebten Märchenreis gibt es wieder am Sonntag bei den Generation Games. Viele Menschen kämen seit dem Weihnachtsmarkt mit Anregungen und Ideen auf sie zu. So will sie im Frühjahr auf Wunsch einiger Paare eine Volkstanzgruppe gründen. „Wenn wir Tische und Stühle beiseiteräumen, haben wir Platz im Familienzentrum“, sagt sie, „und falls die Nachfrage steigt, finden wir einen anderen Raum.“

Vom Babykurs bis zum Gedächtnistraining für Senioren reicht das Angebot im Familienzentrum für unterschiedliche Altersgruppen. Zum Krabbelfrühstück für unter Dreijährige hatten sich kürzlich die Großeltern statt der Mütter verabredet. Spannend sei, dass dort Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenkommen und in vielen Sprachen geredet werde. Handarbeitskreis und Spielerunden für alle Altersstufen sind wöchentliche Einrichtungen, ebenso die offene Sprechzeit jeden Donnerstag um 16.30 Uhr mit Almut Karig. Am Rand der Spielerunde „Zug um Zug“ bietet sie ganz unverbindlich die Möglichkeit an, sie kennenzulernen. „Ich höre zu und manchmal hilft es schon, ein Problem aus einer anderen Sichtweise zu sehen, oder darüber zu sprechen, um aus dem Gedankenkarussell herauszukommen“, beschreibt Karig ihre Aufgabe bei den Gesprächen, „wenn nicht, kann ich dabei helfen, ein geeignetes Hilfsangebot zu finden.“ Die Religionszugehörigkeit spiele dabei keine Rolle. „Das Familienzentrum ist ein offenes Angebot“, betont sie.

Das Sprachcafé zur Deutsch-Konversation und das Treffen mit Flüchtlingen „Freitags unter Freunden“ sind Angebote zur Integration, die vom Asylkreis und von der Bürgerstiftung unterstützt werden. Einmal im Monat treffen sich junge Mütter zum Still-Café, großen Zuspruch fand ein Babykurs. Beides sind Angebote einer externen Familienbegleiterin.

Am Samstag, 15. März, ist von 11 bis 14 Uhr ein weiterer Erste-Hilfe-Kurs an Baby und Kind geplant, am 12. April um 15 Uhr das nächste Strick-Café. An Senioren richtet sich ein Vortrag über Betrüger, ihre Tricks und wie sich Senioren davor schützen können im Rahmen eines Kaffee-Nachmittags am Dienstag, 11. März, um 15 Uhr. Noch vor Ostern möchte Karig zur „Seelen-Oase“ einladen. Sie will damit einen Freiraum und Ruhepunkt schaffen, um mit Klängen, Musik, Düften, Worten oder Bildern möglichst viele Sinne anzusprechen und, wie sie sagt, die tieferen Schichten des Geistes zu erreichen.

Sie hat noch viele Pläne und Ideen. Zum Beispiel für einen Familientag mit Spielen und für Kooperationen mit Vereinen. Auch die Bildvorträge über Urlaubserlebnisse möchte sie gern wiederbeleben. Der Rote Faden für ihren eigenen Vortrag über einen Urlaub in England, allein und zu Fuß mit Rucksack und Zelt, stehe schon, „aber mir fehlt die Zeit, die Bilder auszusuchen“, sagt sie lachend.

Infos zu den Angeboten stehen jede Woche in der Eppsteiner Zeitung und im Internet unter familienzentrum-eppstein.de.bpa

Weitere Artikelbilder:

Kommentare

Anmelden oder Registrieren um Kommentare zu schreiben


X