Ex-Personalamtschef Joachim Schäfer mit Faible für Technik

Joachim Schäfer im Mai an seinem Schreibtisch – jetzt ist er im Ruhestand.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Seinen Einstand im Eppsteiner Rathaus feierte Joachim Schäfer am 1. Januar 2002. Daran erinnert er sich noch ganz genau, denn gleichzeitig wurde der Euro eingeführt und mit ihm die gesamte Abrechnung umgestellt. „Das war nicht unproblematisch“, sagt Schäfer zurückblickend.

Vor allem rückwirkende Berechnungen, beispielsweise für Überstunden, stellten das Computerprogramm damals vor große Herausforderungen. Nach über 20 Jahren Personalverantwortung geht der 65-Jährige nun als einer der Dienstältesten im Rathaus Ende Juni in den Ruhestand – „Nach 45 Arbeitsjahren!“, merkt er mit Nachdruck an. Knapp die Hälfte davon war er in Eppstein tätig. Dank Resturlaub verabschiedete er sich schon Ende Mai von den Kollegen. Ein Wiedersehen gab es noch einmal am Wahlsonntag: Im Wahllokal im Rathaus I in Vockenhausen, seinem alten Arbeitsplatz, stellte sich Schäfer als Wahlhelfer für die Europawahl zur Verfügung.

Eigentlich wollte Schäfer nach dem Abitur Mess- und Regelmechaniker bei der damaligen Hoechst AG werden, „als einer von 2000 Bewerbern auf 20 Ausbildungsplätze“, bringt es Schäfer auf den Punkt, warum daraus nichts wurde. Bei der Bundeswehr im Bürodienst stellte er fest, dass Büroarbeit auch Spaß machen kann und bewarb sich bei der Stadt Hofheim, wo er 1980 als Inspektorenanwärter begann und den ersten offiziellen Studienjahrgang an der neuen Verwaltungsfachhochschule Hessen besuchte. „Es gab noch nicht einmal ein Schulgebäude“. So musste Schäfer zwischen einem Grundschulgebäude in Bierstadt und nachmittags zu wechselnden Orten der Fachhochschule pendeln, um das Studium neben der Verwaltungsarbeit zu absolvieren.

Als junger Verwaltungsangestellter arbeitete er im Sozialamt, in der Personalabteilung und zeitweise im Standesamt und wurde zum Datenschutzbeauftragten der Verwaltung ernannt. Beim Kreisstadtsommer gehörte er zu den Helfern der Stadt und besorgte beim Hessentag 1988 als „eine Art Hausmeister im Festzelt“ alles, was dort benötigt wurde. Die Fußball WM 1990 ist ihm in bleibender Erinnerung, weil er beim Public Viewing während des Kreisstadtsommers das Endspiel als Bühnenhelfer und als Fußballfan miterlebte, der „wie alle anderen mitgefeiert und mitgetanzt hat“, schwelgt er in Erinnerungen.

Der gebürtige Hofheimer war auch bei den Pfadfindern und spielte beim Aufstieg in der A-Jugendmannschaft des TV 1860 Hofheim. Ein gebrochenes Handgelenk, ausgerechnet bei einem Spiel gegen die TSG Eppstein, bedeutete das Aus für seine Handballerkarriere.

Stattdessen übernahm er in seinem Job Verantwortung. Im Eppsteiner Rathaus bewarb er sich, weil dort die Leitung des Hauptamtes neu besetzt wurde. In Hofheim habe er sich wohl gefühlt, „aber ich wollte gern selber Entscheidungen treffen“, sagt er. Außerdem hatte er die Perspektive, neben der Personalabteilung auch die EDV-Abteilung zu übernehmen. „Das war für mich mit meinem Faible für Technik natürlich ideal“, sagt Schäfer.

Schon als Kind bastelte er an alten Röhrenradios so lange, bis sie wieder funktionierten. Später faszinierten ihn Computer. Seinen ersten kaufte er 1989 und tüftelte in seiner Freizeit an der Software. Im Eppsteiner Rathaus nutzte er sein technisches Talent auch beruflich.

Wie viele Einstellungs- und Personalgespräche er als Personalleiter im Laufe der Jahrzehnte geführt hat, weiß er nicht mehr, aber er weiß genau, was sich verändert hat: Standen früher 20 Bewerberinnen oder Bewerber für eine Stelle Schlange, „so sind wir heute froh, wenn wir noch eine Auswahl unter drei Bewerbern haben“, sagt Schäfer. Nicht nur die Auswahl sei kleiner, auch die Qualifikation ließe oft zu wünschen, zieht er Bilanz.

Privat zog es ihn nach der Heirat 1983 zunächst nach Kriftel und dann ins eigene Häuschen in Burgschwalbach. In Rheinland-Pfalz war das noch erschwinglich. Zwei Töchter wuchsen dort auf. Als Sohn eines Maschinenschlossers lernte er viel an der Werkbank seines Vaters. „Im Haus habe ich fast alles selbst eingebaut“, erzählt er stolz. Dennoch musste er es nach einigen Jahren verkaufen. Die Ehe wurde geschieden. Inzwischen wohnt er in Niederselters, ganz in der Nähe einer seiner Töchter und seiner beiden Enkel.

Für seinen Ruhestand plant er Ausflüge mit seinem Tourenmotorrad, einer KTM 390 Adventure. Geplant sind eine Sauerlandtour und eine Schwarzwaldfahrt. Sein Traum: eine Tour mit dem Motorrad durch Norwegen. „Am Ende wird es aber vielleicht doch ein Urlaub mit dem Auto oder dem Wohnmobil“, sagt er lachend.

Bei gutem Wetter fuhr er bislang gern mit dem Motorrad zur Arbeit – die Strecke von Niederselters nach Vockenhausen führt durchs idyllische Emsbachtal.

Ein weiteres Hobby will er auch ausbauen: seine Modelleisenbahn. Doch das steht erst im Winter an. Neben den Motorrad-Touren will er im Sommer schöne Bahnstrecken erkunden: Zum Beispiel Bernina- oder Glacierexpress. Einige Panoramabahn-Strecken kenne er schon, so Schäfer, weil er gern Urlaub mit der Bahn mache und dies mit schönen Bahnstrecken verbinde. bpa

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