Dieses Jahr wurde der gelernte Glaser und jetzige Hausmeister der Gesamtschule in Kelkheim-Fischbach, Melkamu Meseret, ausgezeichnet. Er kam 2004 als 14-Jähriger mit seiner Familie, in Äthiopien verfolgten Christen, als Flüchtling nach Deutschland und wurde ohne jegliche Sprachkenntnisse im Hauptschulzweig der Freiherr-vom-Stein-Schule eingeschult. Integrationsklassen wie heute gab es damals noch nicht. Und wie Melkamu in seiner bewegenden Dankesrede selbst sagte, kannte er damals weder das lateinische Alphabet noch fließend Wasser oder elektrischen Strom in der Wohnung.
Mit großer Ausdauer und Energie lernte er schnell und machte 2006 mit 16 Jahren seinen Hauptschulabschluss. Im Sportunterricht fiel der hagere junge Mann schon bald seinen Sportlehrern Manfred Forst und Claudia Papenhausen auf, die ihn mit der Läufergruppe der TSG zusammenbrachten, wo er mit viel Ausdauer und Ehrgeiz trainierte. Als Resultat folgte daraus, dass Melkamu einer der wenigen Eppsteiner ist, der den Burg-Lauf gewonnen hat. Nach etlichen Versuchen und Zweit- oder Drittplatzierungen siegte Meseret beim Traditionslauf 2011. Zuvor gewann der Orientierungsläufer Ingo Horst den Burg-Lauf 2006 als erster Eppsteiner.
Aus dieser aktiven Sportlerzeit hat Meseret bis heute enge Freunde. Nach einem Berufsgrundbildungsjahr an der Brühlwiesenschule in Hofheim und zahlreichen Praktika und Aushilfsjobs, die er sich selbst zur Orientierung besorgte, begann er bei der Firma Henrich eine Glaser-Lehre. Diese bestand er ohne jegliche Einschränkung bereits 2010. Nach rund zehn Jahren im Glaserberuf für verschiedene Frankfurter Firmen mit anspruchsvollen Einsätzen in ganz Deutschland bewarb sich der zweifache Familienvater mit Erfolg auf die Hausmeisterstelle in Fischbach beim Main-Taunus-Kreis.
Wie Meseret erzählte, fährt er noch heute mit Stolz in den Liften des Main-Taunus-Zentrums in Sulzbach, denn die Spiegel und Scheiben dort hat er als Glaser eingesetzt. Freimütig berichtete er, dass er vor etlichen Jahren einmal in die USA gereist sei, um dorthin zu emigrieren. Sein Bekenntnis, dass er schon bald zurückgekehrt sei, weil er die gute Gemeinschaft in Deutschland vermisste, und auch seine emotionale Bindung zu dem Land, das ihm aus vielen Gründen sehr gut gefalle, sehr groß sei, wurde von den zahlreichen Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund aus den 9. Klassen, die der Feierstunde diszipliniert beiwohnten, aufmerksam und mit Beifall aufgenommen. Einige sprachen ihn nach der Feier persönlich an.
André Roselt, Zweigleiter an der Schule und Vorsitzender des Fördervereins, lobte bei der Übergabe des Preisgelds noch einmal die persönlichen Anstrengungen des einstigen Flüchtlingskindes, was dieser in seiner bescheidenen Art mit stets freundlichem Lächeln quittierte. Dieter Falk unterstrich in seiner Rede die Bedeutung, die nicht-akademische Berufe, sei es im Handwerk oder in Büroberufen, für die Gesellschaft haben, und appellierte an die Schülerinnen und Schüler, trotz nach der Coronazeit entstandener Ängste und Sorgen und trotz der Verunsicherung angesichts der vielen Krisenherde in der Welt, optimistisch in die Zukunft sehen. Eine gute Ausbildung helfe dabei, seinen eigenen Weg zu finden. EZ
Die Freiherr-vom-Stein-Schule lädt am Freitag, 29. November, von 14 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Die Schule informiert über ihre Angebote wie die „bewegte Mittagspause“, selbstständiges Lernen, die Schulzweige, Bilingualkonzept, Inklusion und Berufsorientierung, Ganztagsangebot, Begabungsförderung und Medienbildung. Außerdem gibt es Mitmachangebote in der Sporthalle und in den Fachräumen, Infos zu den AG’s und den „Digitalen Helden“. Fachschaften und Sozialarbeit stellen sich vor. Die Schülerlotsen bieten Führungen an. Zur Stärkung gibt es Kinderpunsch, Waffeln, Kaffee und Kuchen.
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