Zwischen mit weißem Stoff bedeckten Bistrotischen, auf denen gelbe Rosenbouquets drapiert waren, vorbei an dem Tisch mit Wasser, Apfelsaft und Wein, strömten die Gäste in den Konzertsaal. Notenpapier raschelte und Stühle schurrten. Die Leiterin der Musikschule Gesche Wasserstraß sprach Grußworte. Gesangslehrerin Enikö Szendrey eröffnete gemeinsam mit ihrem Chor ReSoNanz den anspruchsvollen Reigen an Melodien von Johann Strauss bis Andrew Lloyd Webber.
Die Sängerinnen und Sänger von ReSoNanz in ihren weinroten, blauen oder gelben Blusen und Hemden machten dem Herbst, optisch alle Ehre. Der Chor überzeugte mit seiner Ausstrahlung, Bewegungsfreude und Spiellaune. Beim „Ja-Da“ von Robert Sund begeisterte ReSoNanz mit einer gewitzten Choreografie. Der Chor rockte unter der Leitung von Enikö Szendrey mit „Barbara Ann“ von den Beach Boys, mit „The lion sleeps tonight“ und mit dem Protestlied der amerikanischen Bürgerbewegung „We shall overcome“. ReSoNanz bewies mit seinen flexiblen Stimmen Wandlungsfähigkeit und zog rhythmisch alle Register. Sekundiert wurde der Chor von Perkussionist Luke Ruhnau, der mit seiner Cajón eine charismatische Basslinie beisteuerte.
Maresa Stieball verzauberte mit „Castle on a cloud“ den ganzen Saal. Bemerkenswert war auch der Auftritt von Valentina Thiele, besonders wegen ihrer samtigen Stimme beim „May it be“. Victoria Jaß gelang mit ihrem Song „No time to die“ eine Darbietung, deren stimmliche Facetten aufhorchen ließen. Sie nutzte ihre Fähigkeiten effektiv, um die schwierigen Höhen und Tiefen zu meistern.
Die Arie „Che faró“ von Christoph Willibald Gluck trug Bärbel Thiele vor. Ihre klare und bewegliche Stimmführung kam besonders im Couplet „Ich lade gern mir Gäste ein“ aus der Operette „Die Fledermaus“ zum Tragen.
Zu den Kunstliedern gehört „Allerseelen“ von Richard Strauss. Angela Stieball verlieh der schwermütigen Melodik Leichtigkeit. Aus Carl Maria von Webers „Freischütz“ interpretierte sie die Arie des Ännchen „Einst träumte meiner sel’gen Base“. Technisch und gestalterisch auf hohem Niveau, souverän und fein ausgearbeitet, gelang Angela Stieball ein konzertanter Achtungserfolg. Die dramatischen und spielerischen Passagen flossen elegant ineinander. Berührend schön und von satter Üppigkeit erstrahlte ihre „Vocalise“ von Wojciech Kilar.
Angela Stieball und Claudia Erwin überzeugten, von Tom Schilbach an der Geige unterstützt, als Trio mit „Laudamus te“ von Antonio Vivaldi. Die Frauenstimmen offerierten eine barocke Fülle, verstärkt von der schlanken Dezenz der Geige. Auch im Duett „Pie Jesu“ in einer Fassung von Andrew Lloyd Webber ergänzten sich die beiden Sängerinnen harmonisch. Das „Blumenduett“ von Leo Delibes sangen Angela Stieball und Barbara Thiele gemeinsam, wofür sie viel Applaus ernteten.
Zum Träumen brachte Pianist Nehat Mia sein Publikum mit „Präludium und Fuge“ von J. S. Bach. Virtuos verwob er Töne und Verzierungen bei Béla Bartóks „Suite op. 14 Nr. 1“.
Kornelia Lederer wurde von ihrem Sohn Niklas am Klavier begleitet. Sie hatte zwei Lieder der englischen Poetin und Komponistin Charlotte Alington Pye Barnard vorbereitet, die ihre Werke im 19. Jahrhundert unter dem Pseudonym Claribel veröffentlichte. Zum Blühen brachte Sängerin Kornelia Lederer deren Lieder mit ihrer angenehm energetischen Stimme und einer klaren Atemlinie. Niklas schenkte seiner Mutter als musikalischer Begleiter eine ganze Palette spielerischer Klangfarben.
Mit Jonas am Piano und Jörg Belten am Saxophon stand nun ein Vater-Sohn-Duo auf der Bühne. Ihre Interpretation von Mark Knopflers „Going Home“ erzeugte bei der Zuhörerschaft ein Wohlgefühl voller Soul und Blues.
Enikö Szendrey moderierte den Konzertabend. Zu jedem Programmpunkt wusste sie etwas Informatives. Mit Fingerspitzengefühl begleitete sie zudem ihre Gesangsschülerinnen am Klavier. Auch Ulrike Drommershauser nahm dazu immer wieder auf dem Klavierhocker Platz. Während in Eppstein die Sonne hinter der Burg versank und der Herbst seinen Pinsel beiseitelegte, sangen Mitwirkende und Publikum zum Abschluss „Kein schöner Land in dieser Zeit“, was einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.uki
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