Glückskind und Budenzauber

Der Königssohn und das Glückskind.Foto: Burgschauspieler

Der Königssohn und das Glückskind.Foto: Burgschauspieler

Mit ihren beiden Märchenaufführungen im Bürgersaal schufen die Burgschauspieler einen gelungenen Auftakt zum Budenzauber in der Altstadt. Viele Familien nahmen das naheliegende Angebot wahr und machten nach dem Theaterstück einen Bummel über den Weihnachtsmarkt.

Auch dort gab es viel für Kinder zu entdecken: Eine Sternensammlerin faszinierte die jüngsten Besucher im Familienzentrum, im Kids-Treff durften die Kinder Popcakes verzieren und in der Weihnachtswerkstatt im Theodor-Fliedner-Haus Plätzchen backen.

Im Bürgersaal waren die Zuschauerreihen schon am Samstag gut gefüllt, am Sonntag schien der Raum aus allen Nähten zu platzen, so groß war der Andrang. Schnell bauten die Helfer weitere Stühle auf, dann ließen sich die Kinder, Eltern und Großeltern von der Märchenwelt verzaubern.

„Wie heißt das Märchen?“ fragte Burgschauspieler Volker Steuernagel die gespannt wartenden Kinder in der ersten Reihe bei der Begrüßung. Die mussten nicht lang überlegen: „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren!“. Das Grimmsche Märchen erzählt die Geschichte eines Kindes armer Leute, das mit einer Glückshaut geboren wurde. Bei Grimm und in der Dramatisierung von Claudia Kumpfe ein Bub, brachten die Burgschauspieler ein Mädel als Glückskind auf die Bühne. „Wir nehmen uns die Freiheit, einen Text unserem Spiel anzupassen“, erklärte Regisseurin Juliane Rödl, „die Rolle ist wie geschaffen für Friederike Paul, die bisher in Jungenrollen schlüpfte und bei diesem Märchen als Mädchen auftritt.“ Hervorragend gespielt von Paul zeigte das Glückskind, wie mit einem tiefen Vertrauen ins eigene Schicksal Hindernisse und schwere Aufgaben mit Bravour zu meistern sind. Dabei schwebte das Mädchen in großer Gefahr, denn kein Geringerer als der König alias Nicole Löffler trachtete ihr nach dem Leben.

Dem ging eine Weissagung voraus: Kurz nach der Geburt prophezeite die von Judith Graf gespielte Weissagerin den Eltern, dass das Glückskind mit 14 Jahren den Sohn des Königs heiraten würde.

Mit Mut und Glück in die Hölle und zurück

Der König wollte deshalb die nicht standesgemäße Vermählung mit allen Mitteln verhindern. Er kaufte das Kind den Eltern ab und warf es in einen Fluss. Das Kind ging jedoch nicht unter, sondern wurde von einer Müllerin (Mathilde Berger) gerettet und liebevoll groß gezogen. Als der König davon erfuhr, schickte er das 14-jährige Mädchen mit einem Brief in den Königspalast. In diesem Schreiben forderte er die Königin (Linda Kratz) auf, das Kind sofort zu töten und zu begraben. Doch eine Räuberbande, bei der es übernachtete, vertauschte den Brief. Und so kam es, dass das Glückskind tatsächlich im Alter von 14 Jahren den von Darian Fajfar gespielten Königssohn heiratete.

Im Publikum drückte Vater Fajfar seinem 12-jährigen Sohn auf der Bühne die Daumen. „Seine erste Hochzeitsszene“, erklärte er, „er ist ein bisschen aufgeregt“.

Der Prinz zeigte sich verliebt in das Glückskind. Ihm gefiel es gar nicht, dass der König sich über die Hochzeit entsetzte, als er im Palast eintraf. Doch der König stellte zur Bedingung, dass es nur bleiben dürfe, wenn es die drei goldenen Haare des Teufels besorge. Angefeuert durch das Publikum mit dem Schlachtruf „Viel Glück, Glückskind“, lief es mutig in die Hölle, um die Aufgabe zu erfüllen.

Unterwegs traf es auf einen Wächter (Valerie Diener), der ihm von einem versiegten Brunnen berichtete, aus dem sonst reichlich Wein floss. Ein anderer Wächter (Mathilde Höfer) beklagte, dass ein Baum, der einst goldene Äpfel trug, nun nicht einmal mehr Blätter austreibt. Der Fährmann (Hauke Hasselmann) schließlich, der es zur Hölle übersetzte, wollte abgelöst werden und kein Fährmann mehr sein. Das Glückskind versprach allen eine Lösung.

In der Hölle traf es auf Juliane Rödl als Großmutter des Teufels. Diese war milde gestimmt, verwandelte das Glückskind in eine Ameise und versteckte es im Täschchen, damit der Teufel ihm nichts anhaben könne. Furchteinflößend nahm dann der Teufel alias Benjamin Peschke mit riesigen schwarzen Hörnern und Krallen die Bühne ein. „Ich rieche Menschenfleisch“, lechzte er, ließ sich aber besänftigen. In der Nacht riss ihm die Großmutter die drei goldenen Haare aus und entlockte ihm obendrein noch die Lösungen für die drei Rätsel von Wächter und Fährmann. So erfuhr das Glückskind von der Kröte, die den Brunnen zum Versiegen sowie von der Maus, die den Apfelbaum zum Verdorren brachte.

Auf dem Rückweg bedankten sich die Wächter beim Glückskind mit jeweils zwei Säcken Gold. Mit diesen Gaben und den drei goldenen Haaren im Gepäck zog es wieder in den Königspalast ein. Mit einer List sorgte es schließlich noch dafür, dass der König die Nachfolge des Fährmanns antrat und für immer Fährmann blieb, so dass dieser ihm niemals wieder gefährlich werden konnte – Ende gut, alles gut.

Für die rundum gelungene Aufführung, die wie am Schnürchen klappte, ernteten die 21 Ensemble-Mitglieder reichlich Applaus. Rödl mischte sich nach der Aufführung im Teufelskostüm unter das Publikum. Die kleine Henriette an der Hand ihrer Großmutter war untröstlich über ihre Furcht einflößende Erscheinung, doch Rödl gelang es, das Kind zu beruhigen.

„Die Kinder sind sehr diszipliniert“, lobte sie den Nachwuchs der Burgschauspieler, „schon zur ersten Probe hatte jedes seinen Text gelernt“, sagte sie anerkennend, „die Kinder befeuern uns“.mi

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