Eppsteiner Ventilhersteller hofft auf Azubis aus Korea

SchuF Fertigungstechnologie

Ausbildungsleiter Vasilios Parasidis (li.) erklärt die Arbeit an der Drehbank. Foto: bpa

Ausbildungsleiter Vasilios Parasidis (li.) erklärt die Arbeit an der Drehbank. Foto: bpa

Seit Montag haben vier junge Koreaner ihr Praktikum bei der Firma SchuF Armaturen und Apparatebau im Gewerbegebiet Guldenmühle begonnen. Sie gehören zu einer Delegation von über 50 jungen Absolventen einer technischen Fachoberschule in Südkorea, die einen Ausbildungsplatz in Deutschland suchen.

Dafür lernen sie seit drei Jahren intensiv Deutsch. In einem sechswöchigen Deutschlandaufenthalt im privaten Bildungszentrum Eckert bei Regensburg lernten sie nun das deutsche Ausbildungssystem und Lehrwerkstätten kennen und in einem einwöchigen Praktikum ihren möglichen Ausbildungsbetrieb.

Den Kontakt zu SchuF, einem Marktführer bei der Herstellung von prozesskritischen Ventilen für Raffinerien, Pharmaunternehmen, Erzgewinnung und vor allem für die Kunststoffproduktion, stellte die Geschäftsführerin der Stadtentwicklungsgesellschaft, Sibylle Yaakov, her. Die Betriebswirtin und Sinologin hat mehrere Jahre in China gearbeitet und war vor ihrem Wechsel zur Stadt Eppstein für die Einreise Internationaler Fach- und Führungskräfte bei der Frankfurt Rhein Main GmbH zuständig. „Wir haben bei einem Gespräch mit Frau Yaakov über unsere Probleme bei der Suche nach Auszubildenden gesprochen“, sagte Nora Bartels, Chief Operating Officer von SchuF, „so kam das Projekt ins Rollen“. Wegen der internationalen Ausrichtung des Unternehmens sei die Beschäftigung ausländischer Mitarbeiter ohnehin nichts Ungewöhnliches, so Bartels. Über das RKW Kompetenzzentrum für mittelständische Wirtschaftsunternehmen in Eschborn sei der Kontakt zu den Eckert Schulen hergestellt worden.

Der Betrieb produziert an sieben Standorten weltweit. „In unserem Hauptsitz in Eppstein arbeiten Menschen aus 18 Nationen“, berichtete Produktionsleiter Simon Stappert. Ausbildungsplätze gibt es für Industrie- und Zerspanungsmechaniker sowie für Produktdesigner. Die Suche nach Auszubildenden aus der Region sei mühsam, das Interesse an einer Ausbildung bei deutschen Jugendlichen gering. Aktuell bildet der Betrieb zwei junge Menschen aus. Platz gebe es für bis zu fünf Auszubildende. „Wir hoffen, dass im Sommer zwei weitere hinzukommen“, sagte Stappert mit Blick auf die jungen Koreaner. Die Sprachbarriere sei für viele die größte Hürde, vor allem in der Berufsschule, denn in der Werkstatt, so Stappert, „lernen die meisten die fremde Sprache schnell“. Er selbst hat seine Ausbildung in Eppstein vor gut 20 Jahren gemacht und ist seitdem im Betrieb.

Die jungen Südkoreaner seien noch sehr zurückhaltend, sagte Hyeyun Kim, Projektleiterin Korea im Regionalen Bildungszentrum der Eckert Schulen, aber sie seien gut vorbereitet und sehr motiviert. Trotz der guten schulischen Ausbildung in Korea – Platz 3 der internationalen Pisa-Studie – liege die Jugendarbeitslosigkeit dort bei 15 Prozent. Deshalb unterstütze die koreanische Regierung das Ausbildungsprogramm in Deutschland.

Ansprechpartner bei SchuF für die Praktikanten aus Südkorea ist Ausbildungsleiter Vasilios Parasidis. Der 26-jährige hat selbst 2015 bei SchuF gelernt und inzwischen seinen Meister in Zerspanungstechnik gemacht und zeigt den 18-jährigen Südkoreanern in ihrer Praktikumswoche die Maschinen, von der klassischen Drehbank bis hin zur CNC-Drehmaschine mit Vertikaler Ausrichtung für besonders große Ventilgehäuse oder Schieber. Seit zwei Jahren werde papierlos produziert, erklärte Stappert. Sämtliche Fertigungsschritte seien über den Bildschirm nachvollziehbar, von der Bestellung bis zum fertigen Produkt.

Nach ihrem zweiten Praktikumstag bei SchuF lud SWE-Chefin Yaakov die vier südkoreanischen Gästen am Dienstag noch zu einem geführten Rundgang durch die Altstadt und zur Burg ein.bpa

Die Firma SchuF wurde 1911 von Ludwig Schwärzel und Josef Frank in Sindlingen gegründet und erhielt 1914 für den Original Drehschieber ihr erstes Patent. Viele weitere folgten. 2003 verlegte das Familienunternehmen den Firmensitz nach Eppstein und errichtete eine große Fertigungshalle mit Drehbänken, Fräsmaschinen, Schweißgeräten und CNC-Maschine für rund 80 Mitarbeiter. Heute führen der Enkel des Gründers, Martin Frank, und sein Sohn Nicolas die Geschäfte in den sieben Standorten in Deutschland, Indien, Irland, Großbritannien, Italien, China und den USA.

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