Anwohner: Verkehrskonzept funktioniert nur mit mehr Kontrolle

Das Altstadtkonzept schätzt die Zahl der Fahrzeuge, ermittelt den Bedarf an Parkplätzen und zeigt die voraussichtlichen Verkehrsströme auf.Quelle: Stadt Eppstein

Das Altstadtkonzept schätzt die Zahl der Fahrzeuge, ermittelt den Bedarf an Parkplätzen und zeigt die voraussichtlichen Verkehrsströme auf.Quelle: Stadt Eppstein

Einig waren sich fast alle Alt-Eppsteiner, die der Einladung zur Informationsveranstaltung über das neue Verkehrskonzept für die Altstadt gefolgt waren: „Ohne Kon­trollen funktioniert es nicht.“

Wie berichtet präsentierte Bürgermeister Alexander Simon im Bürgersaal vor rund 15 Besucherinnen und Besuchern, welche Anregungen die Stadt aus dem Entwurf der Verkehrsplaner aufgreifen will. Mit einer Ausweitung der verkehrsberuhigten Zone auf die gesamte Altstadt zwischen Poststraße und dem östlichen Burgaufgang und zwischen Hintergasse und untere Rossertstraße „wollen wir erreichen, dass Autos langsam fahren müssen und Fußgänger und Radfahrer gleichberechtigt sind“, führte Simon aus.

Ziel sei es, die Aufenthaltsqualität in der Altstadt zu erhöhen. Deshalb habe die Stadt eine Parkraumanalyse in Auftrag gegeben und eine Verkehrsanalyse. Die Verkehrszählung ergab, dass über 2500 Fahrzeuge pro Tag durch die Altstadt rollen.

Eine verkehrsberuhigte Zone in der Altstadt wurde von den meisten Zuhörern befürwortet, die Durchsetzung allerdings skeptisch gesehen: Das müsse dann streng kontrolliert werden, forderten einige Anwohner, denn schon der Lieferverkehr und die Paketdienste hielten sich an gar keine Verkehrsregeln. Einige forderten Schwellen an den Übergangsstellen vom Asphalt zum Altstadtpflaster, um die Geschwindigkeit zu drosseln – die gebe es ja auch in abgeschwächter Form, so dass sie auch für Schneeräumdienst und Rettungsfahrzeuge kein Hindernis darstellten. Auch ein Umbau zu einer niveaugleichen Straßenoberfläche ohne Bürgersteige wurde vorgeschlagen. Dann seien Autofahrer gezwungen, auf die gesamte Straßenbreite zu achten.

Die gefährlichste Zeit sei nach Einbruch der Dunkelheit, sagte ein Besucher. Sobald sie nicht mehr mit Fußgängern rechnen, seien die Raser nicht zu halten. Und die Abrollgeräusche seien schon bei Tempo 40 unerträglich, führte Peter Arnold von der Altstadtinitiative „Eppstein lebt!“ aus.

Das größte Sicherheitsrisiko in der Altstadt sah ein Besucher im Begegnungsverkehr und fragte, warum die Burgstraße nicht zur Einbahnstraße werde: „Der Bürgersteig in der Altstadt ist kein sicherer Ort“, sagte dieser Familienvater und wies auf die waghalsigen Fahrmanöver hin, wenn Autofahrer an den Engstellen in der Burgstraße die Vorfahrt missachten.

Eine Einbahnstraße sei nicht die Lösung, widersprach Simon, denn ohne Gegenverkehr sei damit zu rechnen, dass viele Autos noch schneller fahren als bisher. Seit Jahren werde über eine Einbahnstraßenregelung diskutiert, das Verkehrsgutachten habe nun gezeigt, dass sie weder in die eine, noch in die andere Richtung eine echte Entlastung der Altstadt bringen würde, argumentierte Simon dagegen.

Selbst wenn es leichte Vorteile an einer Stelle gebe, so wiegen diese nicht die Nachteile an einer anderen Stelle auf. Als weiteres Argument gegen eine Einbahnstraße führte Simon die Rettungswege an. Die Feuerwehr hatte schon bei früheren Gelegenheiten darauf hingewiesen, dass sich mit einer Einbahnstraße die Rettungswege verlängern und die Hilfsfristen nicht eingehalten werden könnten.

Verkehrssicherheit war eines der Kernthemen des Konzepts, eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs das andere. Die neue Ordnung der 167 öffentlichen Parkplätze in und am Rand der Altstadt lässt sich kurz zusammenfassen, da die Stadt ihr bisheriges System mit fünf verschiedenen Zeitzonen vereinfacht. Künftig gibt es drei Parkzonen: 30 Minuten für zehn zentrale Parkplätze in der Kernstadt am Pfarrhaus und rund um Werner- und Gottfriedplatz, zwei Stunden für je vier Parkplätze neben der Talkirche und am Alten Friedhof.

So bleiben 149 Parkplätze statt bisher 52 frei verfügbar. Für die Neuregelung gab es Lob von einem Altstadtbewohner: „Für viele verbessert sich damit die Situation.“ Auch die Frage eines Anwohners, warum die Stadt keine Anwohnerparkplätze ausweise, war schnell beantwortet: Eine der zahlreichen damit verbundenen rechtlichen Regelungen schreibe vor, so Simon, dass die Stadt maximal 50 Prozent der öffentlichen Parkplätze für die Anwohner reservieren dürfe, demnach nur 83 Anwohnerparkplätze.

Zum geplanten Blumenkübel in Höhe des Wernerplatzes gab es geteilte Meinungen: Damit werden der Zulieferverkehr für Geschäfte und Gastronomie und die Rettungswege für die Feuerwehr erschwert, gab ein Anwohner zu bedenken, sie seien eine gute optische Bremse, befand eine Altstadtbewohnerin.

Ein paar der freien Parkplätze am Rathaus solle man, zumindest zu den Bring- und Abhol-Zeiten im Kindergarten zeitlich begrenzen, schlug ein Anwohner vor. Ein anderer befand, die verkehrsberuhigte Zone solle mindestens bis zum Spielplatz in der Wooganlage, am besten bis in Höhe des Kindergartens ausgeweitet werden. Das sei nicht sinnvoll, erklärte der Bürgermeister: Verkehrsberuhigte Zonen müssten kurz und überschaubar sein und böten vor allem dort Sicherheit, wo die Bürgersteige sehr schmal seien. bpa

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