Beide Künstler ließen sich zur Einweihung entschuldigen: Für den Italiener Perron wäre der Weg aus Italien zu weit, Kreitmeier steckt mitten im Umzug und schickte stattdessen einen Brief mit Grüßen. Dennoch versammelte sich eine kleine Gruppe, meist Kulturkreismitglieder und ehrenamtliche Helfer des Symposiums, um die Standorte der neuen Figuren zu begutachten.
Kreitmeiers Frauenskulptur entstand aus einem gut 130 Jahre alten Schwarznussbaum, der im Schlosspark Biebrich gefällt werden musste. Das Holz sei so fest und dicht gewachsen, „dass die Figur noch viele Jahre an dieser Stelle überdauern wird“, sagte Wolfgang Kersten, Geschäftsführer von MB Baumdienste und einer der Gastgeber des Symposiums, zuversichtlich. Allenfalls ein bisschen grauer werde sie mit der Zeit, räumte er ein.
Renate und Jürgen Scheidereit kamen zufällig mit ihren Nachbarn Betty und Gert Bartels vorbei. Sie hatten die Frauenskulptur schon am Vortag entdeckt und sind begeistert von dem Standort hoch über dem Tal: „Der Titel ist gut und die Figur passt in diese Zeiten“, sagten sie: „Sie ist bodenständig, sieht aber nicht nur auf das, was unmittelbar vor ihren Füßen passiert.“
Perrons abstrakte Skulptur aus einer gut 140 Jahre alten Eiche, die auf dem Rettershof bei einem Sturm entwurzelt wurde, sei ganz anders und gerade deshalb eine gute Ergänzung, waren sich die Gäste der Skulptureneinweihung einig. Perrons organisch wirkende Figur steht zwischen hohen Büschen unterhalb großkroniger Laubbäume in der Nähe des Masurenwegs und lädt mit ihrem Titel „Please touch“– „Bitte berühren“ – dazu ein, die samtig glatte Oberfläche zu spüren. Perron ist bei der Bearbeitung der Struktur des Baumes gefolgt, hat Astansätze herausgearbeitet und abgerundet. Die aufstrebende Form wird von zwei kantigen, vertikalen Holzstelen gehalten – oder eingeengt.
„Wir hatten das Glück, dass es diesmal zwei passende Skulpturen gab und der Preis stimmte, um beide anzukaufen“, sagte Kulturkreis-Chef Horst Winterer. Nicht nur der künstlerische Ausdruck sei wichtig, die Skulpturen müssen in den Park passen, sollten aus witterungsbeständigem Holz sein und dürfen nicht so filigran sein, dass das Holz splittert.
Schon wegen seiner monumentalen Größe und dem eher weichen Mammutbaumholz kam die auffälligste Skulptur des Symposiums, ein vier Meter große Riese mit einer zarten Blüte in den Händen, nicht für den Bremthaler Skulpturenpark in Frage. Der Frankfurter Holzbildhauer Achim Ripperger schuf ihn aus einem Mammutbaum, der in Königstein gefällt wurde, und versteht seinen Giganten als Symbol für die Demokratie und die Möglichkeiten, die sie dem Menschen bietet. Kersten berichtete, dass die Skulptur, aktuell als Leihgabe während der „Discovery Art Fair“, einer Messe für zeitgenössische Kunst in Frankfurt, auf dem Messegelände stand.
In den kommenden Tagen wird sie wieder auf Reise gehen und im Innenhof des hessischen Justizministeriums aufgestellt. bpa
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