Schule von ihrer besten Seite

Die drei Sieger-Klassen der Bildschirm-Challenge bekamen am Tag der offenen Tür in der Aula ihre Preise – 300 Euro, gespendet von der Bürgerstiftung. Fotos: Beate Schuchard-Palmert

Die drei Sieger-Klassen der Bildschirm-Challenge bekamen am Tag der offenen Tür in der Aula ihre Preise – 300 Euro, gespendet von der Bürgerstiftung. Fotos: Beate Schuchard-Palmert

Bewegungsangebote in der Sporthalle, Inseln der Ruhe im Innenhof, Musik und Ehrungen vor großem Publikum in der Aula und jede Menge Informationen und Mitmachangebote in fast allen Räumen: Lehrer und Schüler der Freiherr-vom-Stein-Schule zeigten ihre Schule von den besten Seiten.

Anscheinend mit guter Resonanz: „Heute waren mehr Besucher als sonst da“, stellte Schulleiter Christoph Krüger fest, auch viele aus Nachbarkommunen. Die Zahl die Aufnahmeanträge für Kinder aus anderen Städten und Nachbarkreisen habe zuletzt deutlich zugenommen. Ihn freue es, dass der Ruf der Schule inzwischen so gut sei, dass das Einzugsgebiet größer werde.

Aber auch für die Eppsteinerin Kristina Rees und Tochter Marie steht fest, dass die Tochter auf die heimische Gesamtschule gehen soll. Nur die Frage der zweiten Fremdsprache sei noch offen, sagte Marie: Französisch oder doch lieber Latein? Mutter Kristina gefiel das Konzept „Handyfreie Schule“ und die individuell gestalteten Klassenräume mit Sitzsäcken, Leseecken und Stehpulten neben den klassischen Sitzgruppen.

Der von den Schülern selbst gestaltete Klassenraum gehöre ebenfalls zum neuen Konzept, informierte Lehrer Florian Gerth die Besucher. Im Dezember starte die Schule deshalb einen Wettbewerb um das schönste Klassenzimmer. Bewertet werde nach Kriterien, wie Grundausstattung, Kreativität, Farbgebung und Ordnung. Der Fachlehrer für Politik und Wirtschaft informierte auch über die aktive Mittagspause mit Ballsport in der Sporthalle, Bewegungsangebote auf dem Schulhof, Kurse der Mentorengruppe wie Tanzen, Ballett, Kunst, Brettspiele oder Nachhilfe für jüngere Schülerinnen und Schüler. Die aktive Mittagspause wurde eingeführt, um den Schülern Freizeitbeschäftigungen ohne Handy anzubieten. Bisher gebe es nur positive Resonanz auf die Smartphone-freie Schule, sagte Gerth.

Am Freitag waren die etwa 20 Mentoren der Schule vollauf damit beschäftigt, als Lotsen Besuchergruppen zu führen. Rebecca Pauly und Patricia Reuter als zuständige Lehrerinnen waren am späten Nachmittag zufrieden: „Wir haben viel Lob von den Besuchern gehört.“ Finn aus der H9 und Lilly aus der R9 zum Beispiel erklärten den Besuchern die Schulschwerpunkte mit Klassenrat, Tutoren und durchlässigen Bildungswegen in allen drei Schulzweigen. Auch das Interesse an Sitzgruppen und Liegeflächen im Innenhof und den Lerninseln in den Fluren war groß und sie erklärten, wie diese Stillarbeitsflächen genutzt werden. „Aber wir wurden auch von Eltern nach dem Zustand der Schultoiletten gefragt“, erzählte Finn nach einer Führung.

Spiele, Mitmachaktionen und Informationen auf allen Ebenen

Spätestens seit der Verleihung einer goldenen Klobürste im Main-Taunus-Kreis für die schlechtesten Schultoiletten ist dieses Thema in der Öffentlichkeit angekommen und Finn erklärte, wie die Schule die Eigenverantwortung der Jugendlichen wecken will: „Bei der wöchentlichen Aufräumaktion auf dem Schulhof werden auch die Toiletten kontrolliert.“

Vor dem Parcours der Sinne standen die Besucher ebenso Schlange wie vor der großen Schulküche mit zwei langen Backinseln: An einer wurden Waffeln gebacken und sofort verkauft, an der anderen Backinsel zeigten Selma und Mira aus der 9. und 10. Klasse den Jungen und Mädchen wie der zunächst unförmige Hefeteig die Gestalt eines Weckmannes mit Rosinenaugen annahm und im Ofen verschwand. Dank Namensfähnchen aus Backpapier fanden nach dem Backen alle ihr Backwerk wieder.

Ein wenig abseits saßen an diesem Tag die beiden „Digitalen Helden“ Maximilian und Lars aus der G9b. Sie beraten über Gefahren im Internet und Fallstricke in den Sozialen Medien. Auch wenn die Schule seit diesem Jahr handyfreie Zone ist, bietet die Gruppe einmal pro Woche eine Sprechstunde in der großen Pause an, die gerade von jüngeren Schülern gern genutzt werde, sagten die beiden.

Um für das Thema Bildschirmzeiten und Internetnutzung zu sensibilisieren, startete die Schule vor einigen Wochen eine Bildschirmchallenge für alle Klassen, initiiert und geleitet von der Moderatorin Maja Sommer. Am Freitag wurden die drei Sieger, jeweils eine Klasse aus jedem Schulzweig, in der Aula vor großem Publikum geehrt. Die Eppsteiner Bürgerstiftung stellte das Preisgeld, jeweils 300 Euro für die Siegerklassen.

Unter großem Jubel nahmen die H7, die R6b und die G6c, die zugleich Schulsieger mit den kürzesten Bildschirmzeiten wurde, ihr Preisgeld entgegen. Maja Sommer gab ihnen als Motto den Satz „Weniger ist mehr“ mit auf den Weg. Noch im Dezember leitet sie an der Schule ein Social-Media-Projekt für alle siebten Klassen. Mila, eine der Preisträgerinnen aus der G6c sagte im Gespräch mit der Eppsteiner Zeitung, ihr habe die Challange viel gebracht: „Ich habe sehr oft Gitarre geübt, habe viel gemalt, mich mehr mit Freundinnen getroffen und eigene Geschichten geschrieben.“ Die längste sei 88 Seiten lang, fasste sie zusammen, was sie mit der vielen bildschirmfreien Zeit angefangen habe. Sie hoffe, dass das Social-Media-Projekt nächstes Jahr an der Schule fortgesetzt wird.

Den Tag der offenen Tür nutzte die Schule außerdem, um auf ihr Fairtrade-Konzept aufmerksam zu machen. Die etwa 25 Jugendlichen des Fairtrade-Teams nahmen in der Aula das Zertifikat für die Fairtrade-Schule entgegen. Überreicht wurde es von Referent Hans-Georg Hansen von Fairtrade Deutschland. Er lobte, dass die Schule bei Einschulungsfeiern fair gehandelten Kaffee ausschenke und beim Sponsorenlauf 800 fair gehandelte Bananen als Snack an die Läufer verteilt habe. Auch die Waffeln seien mit fair gehandeltem Zucker gebacken. Zudem seien Fairtrade-Schulen starke Signale gegen Kinderarbeit. Denn gerade im Kaffee- oder Kakao-Anbau sei Kinderarbeit noch sehr verbreitet, sagte Hansen. Auch für deren Rechte setze sich Fairtrade ein.

Während die Besucher sich auf den verschiedenen Ebenen der Schule drängten, trat die Schulband jede Stunde in der Aula auf. Wenn die drei Sängerinnen der Band ihr „Viva la Vida“ schmetterten, blieben viele auf dem Weg zum Ausgang noch einmal stehen, um zu lauschen. bpa

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