Studenten sehen Senioren, Freizeit und Kur in der Akademie

Aufmerksame Zuhörer bei der Präsention der Studentenarbeiten zur Stadtentwicklung und der Nutzung der Sparkassen-Akademie.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Aufmerksame Zuhörer bei der Präsention der Studentenarbeiten zur Stadtentwicklung und der Nutzung der Sparkassen-Akademie.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Keine der Gruppen angehender, Architekten und Verkehrsplaner der Universität Mainz, die am Freitag die im Rahmen ihrer Semesterarbeit entwickelten Konzepte zum Areal der früheren Sparkassenakademie einem interessierten Publikum im Blauen Saal im Rathaus Vockenhausen vorstellten,...

...mochte das Areal losgelöst vom Rest des Ortes betrachten und bezog es entweder in der Aufgabenstellung zur Dorferneuerung mit ein oder betrachteten bei ihren Konzepten für eine Umgestaltung des Akademiegeländes, welche Nutzung sinnvoll für den gesamten Ort wäre.Ihre Themen kreisten um Naherholung, Freizeitangebote, Gesundheitszentren und Kur

Eine Gruppe ging dabei besonders gründlich vor und betrachtete Eppsteins Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Strukturräume Hessens. So verdeutlichte sie mit einem Pro Kopf Vergleich der Einnahmestruktur Eppsteins mit der Frankfurts, wie groß die finanzielle Lücke in Eppstein klafft, vor allem bei den Gewerbesteuereinnahmen. Die sind demnach in Frankfurt pro Kopf gerechnet mehr als achtmal so hoch. Andererseits liege Eppstein auf einer der wichtigen Entwicklungsachsen in Hessen, habe also wertvolle Entwicklungsmöglichkeiten, fanden die Studenten heraus.

Demnach plädierte die Gruppe dafür, dass das Akademiegebäude für eine gemischte Nutzung umgebaut werden solle. Kleine Wohnungen für Senioren sollten ergänzt werden durch eine Klinik mit Schulungs- und Mehrzweckraum, ein Ärztezentrum und Praxen. Ein Café oder Restaurant mit Dachterrasse wurde in fast allen Konzepten vorgeschlagen.

Auch die hohe Altersstruktur der Eppsteiner Bevölkerung fiel einigen Studenten auf. Die über 65-Jährigen seien die größte Bevölkerungsgruppe, stellten sie fest. Deshalb plädierten sie für den Bau von altersgerechten kleinen Wohnungen, damit ältere Vockenhäuser in Vockenhausen wohnen bleiben können und ihre großen Häuser für junge Familien frei machen.

Gründächer, Regentanks und Versickerungsflächen sollen so viel Wasser wie möglich binden. Die großzügige Freifläche des Geländes gestalten die Studenten mit unterschiedlichen Gärten: öffentlicher Nutzgarten, Ziergarten für die Bewohner, Wiesenspielgarten für Kinder, Waldgarten und Waldspielplatz. „Urbane Gärten und die Förderung von Gemeinschaftsprojekten“, wurden auch in einem anderen Konzept vorgeschlagen.

Auch eine Entlastungsstraße am Waldrand Richtung L3011 nach Ehlhalten sehen einige Studentenkonzepte vor, eines mit der Option, dort am Waldrand ein weiteres Wohngebiet und ein Mischgebiet für Gewerbe anzusiedeln.

Um Vockenhausen auch für junge Menschen und junge Familien attraktiver zu machen schlug eine andere Gruppe vor, die Akademie zu einem Kulturzentrum mit Kreativwerkstatt und Co-Working-Angeboten inklusive Kinderbetreuung umzubauen. Ferienappartements und ein Restaurant könnten das Angebot abrunden. Das Akademiegebäude bliebe erhalten, würde aber durch Um- und Anbauten sowie Durchbrüche verändert.

Ein neues Stadtquartier entwickelte eine weitere Gruppe. Im bestehenden Gebäude sehen sie Flächen für Büros, Kunstgalerien, Künstlerwerkstätten, flexible Gemeinschaftsräume für ein neues, lebendiges Zentrum, ein grünes Klassenzimmer mit Outdoor-Lernräumen und Übernachtungsmöglichkeiten als Ausflugsort für Schulklassen. Die Typologie der Sparkassenakademie eigne sich außerdem hervorragend für ein Seniorenheim. Ergänzen ließe sich das durch einen Neubau für ein Krankenhaus mit angegliederten Arzt- und Gesundheitspraxen, Apotheke sowie einigen Wohnhäusern.

Den zentralen Innenhof würden die angehenden Architekten vergrößern und für Sommerkino, Weihnachtsmarkt, Flohmärkte oder Konzerte nutzen. Auch zum Verkehr gab es Überlegungen. Sie reichten vom Ausbau der bestehenden Buslinien mit zusätzlichen Haltestellen über Shuttle-Busse, Einführung von Fahrradstraßen mit Verleihstationen und E-Ladestationen an unterschiedlichen Stellen in Vockenhausen, „um sanfte Mobilität“ zu fördern, so die Studenten und Studentinnen.

Mit solchen Angeboten wollen die jungen Stadtplaner auch den Zuzug von Städtern aufs Land fördern. Denn dank der guten Bahn-Anbindung sei Vockenhausen für Pendler sehr attraktiv, bescheinigten die jungen Menschen dem Ortsteil. Wobei sie einräumen mussten, dass die Topografie mit dem steilen Südhang zwar reizvolle Aussichten biete, zu Fuß aber schwierig zu erkunden sei.

Lob gab es von Bürgermeister Alexander Simon für die „hervorragende und detailgenaue Analyse der Stadt“. Kritisiert wurde die vorgeschlagene Entlastungsstraße Richtung Norden. „Wenn sie zu einer wirklichen Verkehrsentlastung führen soll, muss sie auch Richtung Fischbach zu Ende gedacht werden“, sagte ein Besucher und räumte ein, dass dies wegen Wald und Topografie schwierig sei.

Professorin Susanne Reiss bescheinigte den Studenten in ihrem Fazit: „Eure Vorschläge sind visionär, die Analyse klar: Rund um die Sparkassenakademie gibt es fast nur große Einfamilienhäuser mit vielen älteren Bewohnern. Ihr möchtet junge Menschen in die Stadt holen und für sie ein attraktives Angebot schaffen, damit sie in Frankfurt arbeiten und sich in Vockenhausen erholen können.“ bpa

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