MFE will sich auflösen – Tafelfahrten und Senioren-Hilfe bleiben

Was vom MFE erhalten bleibt

Monika Hohmeister im Büro des MFE. Foto: bpa

Monika Hohmeister im Büro des MFE. Foto: bpa

Bei seiner Gründung 1998 war „Miteinander Füreinander Eppstein“ mehr als nur ein Verein:

Der damalige Altbürgermeister Richard Hofmann verknüpfte als einer der Initiatoren und Mitbegründer mit dem neuen Verein auch die Hoffnung, die Lebensart einer Kleinstadt zu bewahren: Das Miteinander von Nachbarn, das füreinander Sorgen, wenn ein Eppsteiner Hilfe braucht – Er wollte eine Brücke zwischen Jung und Alt schaffen und auch die Stadtteilgrenzen überwinden. Dabei dachte Hofmann an ganz konkrete ehrenamtliche Unterstützung im Alltag: jüngere Menschen helfen älteren beim Einkaufen oder als Gesprächspartner bei regelmäßigen Besuchen, Begleitung zu Spaziergängen oder Veranstaltungen. Auch Unterstützung bei einfachen handwerklichen Arbeiten, Tätigkeiten im Haushalt wie das Aufhängen von Gardinen oder das Wechseln von Glühbirnen sollte das Leben von Mitmenschen erleichtern, die körperlich zu solchen Arbeiten nicht mehr in der Lage waren. Die jüngeren Mitglieder würden später im Alter Hilfe von der nächsten Generation erhalten.

Doch spätestens seit Corona habe sich die Situation völlig geändert. Das stellte bereits der frühere Vorsitzende Hermann May fest. Seine Versuche, neue Helferinnen und Helfer zu gewinnen, blieben genauso erfolglos wie die Aufrufe, sich beim MFE zu melden, wenn jemand Hilfe benötige. Im Gegenteil: Die Zahl der Mitglieder ist seit der Pandemie deutlich gesunken. Der durch eine chronische Erkrankung geschwächte May versuchte durch Verjüngung im Vorstand dem Verein neuen Schwung zu geben: Vor einem Jahr trat der heute 59-jährige Philip Sladdin aus Vockenhausen Mays Nachfolge als Erster Vorsitzender an und versuchte den MFE durch Umfragen unter den Mitgliedern oder Kontakte zu anderen sozialen Institutionen der Stadt neue Impulse zu geben. Anscheinend erfolglos. Denn nun hat sich der gesamte Vereinsvorstand entschlossen, die Auflösung des Vereins zu beantragen und die Mitglieder darüber abstimmen zu lassen.

Sämtliche Versuche, den MFE zu beleben, so Sladdin, seien ins Leere gelaufen: Auf eine Mitgliederbefragung, die an alle 347 Mitglieder verschickt wurde, kamen lediglich 30 Antworten zurück. Konkrete Vorschläge, was man verbessern könnte, gab es nur wenige, die Bereitschaft zu helfen eher nicht. Viele seien dafür auch schon zu alt, räumte Sladdin ein. Weder hätten sich im vergangenen Jahr weitere Helfer gemeldet noch seien die Hilfsanfragen gestiegen. Laut Liste hat der Verein 37 Helferinnen oder Helfer, de facto packen außer den sechs Vorstandsmitgliedern noch eine handvoll Männer und Frauen mit an, wenn es um konkrete Hilfen geht. Das seien zu wenige, um die flexiblen Hilfen des MFE auszuweiten. Ohnehin stehe das Telefon während der wöchentlichen Bürozeiten montags und freitags im Theodor-Fliedner-Haus in Alt-Eppstein allzu oft still.

Die Nachbarschaftshilfe, sei seit der Corona-Pandemie deutlich geschrumpft. „Während der Pandemie haben sich viele Nachbarn gegenseitig unterstützt, viele Hilfsbedürftige haben sich professionelle Hilfe geholt – und sind dabei geblieben“, lautet seine Einschätzung. Neue Aktivitäten haben sich parallel zum MFE etabliert. So seien beispielsweise die Digitallotsen für ältere Mitbürger im Rathaus „eine tolle Sache“, sagt Sladdin.

Aber es gebe auch einige feste und etablierte Aktivitäten des MFE, die sehr gut laufen, die deshalb auch unabhängig von der Vereinsauflösung bestehen bleiben sollen. Die monatlichen Fahrten zur Tafel zum Beispiel. In der Regel holen zwei MFE-Helfer dann Lebensmittel von der sozialen Einrichtung in Hattersheim für bedürftige Eppsteiner. Gerade laufen Gespräche mit der Stadt, dass diese Helfer ihre Fahrten künftig mit dem städtischen Sozialamt abstimmen, damit sie versichert sind und Kilometergeld bekommen. Gemäß der Vereinssatzung fällt das Vereinsvermögen an die Stadt mit der Auflage, dieses zu verwalten, zunächst bis zu einer neuen Vereinsgründung im Sinne von Miteinander Füreinander oder, falls das nicht zustande kommt, es für mildtätige, gemeinnützige Zwecke zu verwenden.

Auch die Helfer, die einmal pro Monat zum Singen in die Seniorenresidenz gehen, wollen ihr beliebtes Angebot fortsetzen. Die Bingo-Nachmittage in der Seniorenresidenz werden ebenfalls weiterhin angeboten, künftig ohne den Vereinshintergrund. Auch das jüngste Angebot des MFE, die erst im Mai gegründete monatliche Kaffee-Runde im neuen Domizil des DRK In der Müllerwies, wird nicht aufgelöst. Das DRK übernimmt quasi die Schirmherrschaft, das Kaffee-Team will ebenfalls weitermachen. „Wir sind froh, dass wir für diese gut eingespielten Angebote eine Lösung gefunden haben“, sagt Sladdin. Für Hilfesuchende, die regelmäßig Fahrten beim MFE buchen, will der Vorstand eine Liste mit Institutionen erstellen, die ihnen künftig weiterhelfen.

Dass die aktiven Helfer nun nichts mehr zu tun haben, befürchtet er nicht: „Sie brauchen nur die Eppsteiner Zeitung aufzuschlagen und sehen jede Menge Möglichkeiten“, sagt er. Von sozialem Engagement bis zu Kultur und Erhalt des Eppsteiner Stadtbildes gebe es viele Möglichkeiten. Auch er will sich künftig weiter engagieren: Als Helfer im Tafelteam und beim Bingo-Nachmittag bleibt er den MFE-Aufgaben treu. Außerdem sei für ihn als Musikliebhaber Kultur eine gute Alternative.

Doch zunächst wollen er und seine Vorstandskollegen und Kolleginnen Schatzmeisterin Walburga Timmas, Mitgliederbeauftragter Wolfgang Fischer, Büroleiterin Gabriele Gerdau, Pressesprecherin Antje Szymendera und Schriftführerin Monika Hoheisel die Auflösung des Vereins korrekt abwickeln und laden alle Mitglieder zur Mitgliederversammlung am Freitag, 27. September, um 18 Uhr im Bürgersaal in der Rossertstraße 21 ein. „Für den juristisch korrekten Ablauf der Vereinsauflösung werden wir von einem Rechtsanwalt begleitet“, sagte Sladdin und nennt einen weiteren wichtigen Grund, warum der Verein aufgelöst werden soll: „Es ist nicht redlich, weiterhin den Jahresbeitrag von fast 350 Mitgliedern einzufordern, wenn wir nicht genügend Aktivitäten haben, um ihn sinnvoll einzusetzen“, sagt Sladdin.

Er sieht der Versammlung gespannt entgegen. Bei der Abstimmung müssen drei Viertel der anwesenden Mitglieder zustimmen, damit der Vorstand den Auflösungsantrag beim Amtsgericht einreichen kann. bpa

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