„Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Alle unsere Befürchtungen sind eingetreten,“ so Eppsteins Bürgermeister Alexander Simon, denn: Ultranet soll auf der Bestandstrasse verlegt werden. „Im Ergebnis sind neun Jahre Arbeit umsonst gewesen“, so der Verwaltungschef.
Seit dem Frühjahr 2015 hatte Eppstein zunächst alleine, später zusammen mit einer Bürgerinitiative Trassenverschwenkungen und kleinräumige Veränderungen der Standorte für die Strommasten erarbeitet. Bis ins letzte Detail war dies durchdacht, die angebotenen neuen Maststandorte in Eppstein befanden sich alle auf städtischem Eigentum. Bei Niederjosbach soll die neue, kombinierte Gleich- und Wechselstromtrasse in der Nähe der Wohnbebauung vorbeiführen, in Bremthal geht sie durch ein Wohngebiet mit nur rund 18 Meter Abstand zum nächstgelegenen Haus.
Dieser Mast im Wohngebiet Am Roth in der Straße Valterweg ist ein Streitpunkt von vielen gewesen: Sehr frühzeitig erkannte sogar der Vorhabenträger Amprion, dass die Lärmwerte nicht einzuhalten sind. „Der Vorhabenträger und die Bundesnetzagentur werden diesen Masten so lange erhöhen, bis die unten ankommende Geräusche unter dem Höchstwert der Lärmgrenze ist“, so der Bürgermeister. Ein solches Vorgehen trage wesentlich dazu bei, dass das Verständnis für das Gesamtprojekt auf null reduziert werde. „Der Mensch als Schutzgut wird hintenangestellt, das löst Entsetzen aus“, so Simon.
Im Rahmen der Verfahren hatte sich die Stadt Eppstein immer wieder mit Stellungnahmen und Schriftsätzen zu Wort gemeldet. Nur zwei Städten, beide mit Juristen als Bürgermeister, war es deutschlandweit gelungen, eine Veränderung in der Bundesfachplanung herbeizuführen. In Bremthal wurde der Trassenkorridor zunächst den Vorschlägen der Stadt angepasst. Die von der Stadt vorgeschlagene Verschwenkung erschien noch möglich. „Schon damals habe ich davor gewarnt, den Erfolg in der Bundesfachplanung zu hoch aufzuhängen, denn die Entscheidung fällt im Planfeststellungsverfahren“, so der Bürgermeister.
Seine Gefühlslage sei gespalten, sagt Simon: „Enttäuscht auf jeden Fall und zwischen Wutausbruch und juristischem Schriftsatz.“ Die Stadt werde sich in dem noch bis Mitte August andauernden Anhörungsverfahren noch einmal einbringen und, sobald der Beschluss vorliegt, eine Klage dagegen anstreben. „Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Ultranet auf den vorhandenen Bestandstrassen installiert wird. Dafür spricht auch der Trassenverlauf des nächsten Projekts Rhein-Main-Link.“ EZ
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